Die Malreise von Michaela oder wie der Verstand unser ganzes Konzept auf die Probe stellt

Sonntag, 2. September 2017, Fünf Tage vor Beginn des Workshops

Johannes erzählt mir beim Abendessen beiläufig, dass noch eine Anmeldung zum ersten 7 Tage-Workshop eingegangen ist. Er sagt: „Das ist super. Die Rechnung geht auf.“

Ich entgegne: „So weit ist es noch nicht. Wenn die Teilnehmerinnen nicht los lassen, dann geht die Rechnung nicht auf.“

Johannes meint: „Warum sollten sie nicht los lassen? Es ist doch nur Malen“.

Johannes Distanz zur Kunst entspannt mich. Es ist so wunderbar, wie Johannes einfach keine Anhaftungen an das Malen hat. So befreiend.

„Ja, für Dich ist es nur Malen. Aber Soul-Painting ist Malen mit der Seele. Genauer genommen übergeben wir der Seele die Führung der Hand. Wenn man das kann, ist es einfach. Aber dahin zu kommen, das ist doch die eigentliche Herausforderung. Denn der Verstand schaltet sich immer wieder ein. Wir sind von Kindheit an darauf konditioniert, dem Verstand die Kontrolle über unser Tun zu übergeben. In der Schule. Unsere ganze Kultur ist auf die Herrschaft des Verstandes aufgebaut.“

Johannes stimmt zu und steckt das Ladekabel seines Telefons in die Steckdose.

Ich fahre fort: „Ich weiß, wie ich das für mich machen kann. Aber wie bringst Du das jemand anderem bei? Loslassen kann jeder nur für sich selber. Ich kann nur den Rahmen setzen, das Programm, die Übungen sorgfältig auswählen. Ich kann den anderen nur sagen und zeigen, wie ich es mache. Aber sie müssen es selber mit sich geschehen lassen. Sie müssen selber dieses Vertrauen in die eigene Seele entwickeln.“

„Verstehe“, stimmt Johannes weiter zu.

Und das ist unser erster 7-Tage Soul-Painting-Workshop. Ich kann da nicht wirklich was machen.“

Jetzt entgegnet Johannes doch etwas:

„Aber es muss gelingen. Wir machen seit März die Schnupper-Wochenenden und die Wochenend-Workshops. Auf dem Profil in Deinem Instagram Accounts steht ganz oben Soul-Painting-Künstlerin. Und die haben mittlerweile über 7.500 Follower. Wenn es nicht gelingt, dass die Teilnehmerinnen mit der Seele malen, dann ist es kein Soul-Painting, sondern ein normaler Malkurs. Dann steht das ganze Konzept in Frage.“

„Ja, ich weiß. Trotzdem können wir nichts tun. Die Seele kann nicht gezwungen werden. Wir können nur beten, dass wir gute Medien sind für die Erfahrungen der anderen Seelen.

„Ja und ich kann Dir im Atelier nicht helfen. Aber ich verspreche, dass ich drum herum mein Bestes geben werde und jede Teilnehmerin wie eine Königin behandle.“

Donnerstag, 7. September 2017, ein Tag vor dem Anreisetag

Einen Tag vor dem Beginn des Retreats bekommt Johannes eine WhatsApp-Message von Michaela (* Vorname geändert):

„Guten Tag miteinander. Gerne werde ich morgen anreisen. Wahrscheinlich fahre ich selber und wäre dann wohl zwischen 20 und 22 Uhr bei Ihnen… Bis morgen. Herzliche Grüße Michaela.“

Wow… das ist eine lange Strecke mit dem Auto, dachte ich mir. Aber ich spürte Vorfreude, dass jemand von so weit her zum Soul-Painting-Workshop kommt.

Johannes schreibt zurück via WhatsApp: „… es ist wunderbar, dass Sie den weiten Weg auf sich nehmen und ich werde solange aufbleiben bis Sie da sind 🙂 … lassen Sie sich also bitte Zeit beim Fahren… es soll für Sie eine entspannte Reise sein.“

Freitag, 8. September 2017, Anreisetag

Michaela kommt bei den 800 Kilometern ins Erzgebirge von einem Stau in den anderen. Abends um 20:10 Uhr schickt sie mir dann über Whats-App diese Sprach-Nachricht:

„Liebe Clara. Ja, ich bin ziemlich im Stau stecken geblieben. Ich hab über eine Stunde Verspätung und werde wohl erst gegen 11 bei Euch sein. Ja, ich red jetzt da drauf, weil ich unterwegs bin und ich mich nicht mehr traue, anzuhalten. Aber wenn es so wäre, dass ihr dann zu Bett gehen wollt, dann wär das schon OK. Ich könnt ja dann auch im Auto schlafen. Das wäre kein Problem. OK. Bis später dann.“

Ich spiele es Johannes vor. Was für eine tolle Seele.  Er sagt: „Das kommt ja gar nicht in Frage, dass sie im Auto schläft. Ich werde so lange aufbleiben, bis sie kommt

Ich schicke eine Sprachnachricht an Michaela zurück:

„Hallo liebe Michaela.. Nein, nein Du darfst auf keinen Fall im Auto schlafen… Es ist völlig in Ordnung, wenn Du um 11 erst ankommst…. Auf keinen Fall schlaf im Auto. Bis nachher. Gute Reise noch…“

Johannes schickt ihr um 22:09 nochmal eine Sprachnachricht:

„Hallo Michaela. Hier ist Johannes… Ja, ich warte einfach auf Dich, solange bis Du kommst. Lass Dir Zeit. … es steht auch noch eine Kleinigkeit zum Essen da. Bis gleich. Ich freu mich.“

Um 23 Uhr ist Michaela immer noch nicht da. Johannes befürchtet, dass sie im Auto übernachtet und schickt ihr noch eine Nachricht:

„… das Haus ist noch offen… bitte fühlen Sie sich frei zu kommen“

Wenige Minuten vor Mitternacht dann überreicht Johannes ihr endlich den Begrüßungstrunk. Michaela sieht trotz der langen Fahrt frisch aus. Sie sagt, dass sie nichts mehr essen möchte und am liebsten gleich zu Bett gehen. Johannes trägt ihren Koffer in ihr Appartement hinauf.

Samstag morgen,  9. September 2017, der erste Tag der Malreise

Ich lerne Michaela am nächsten Morgen beim Frühstück kennen. Sie ist wunderhübsch mit ihrem schwarzen, mittel langem Haar und Ihren braunen Augen. Ihr Teint erinnert an eine Italienerin.

Ich bitte alle vier für kurz nach 9 Uhr ins Atelier zur kurzen Vorstellungsrunde. Danach die erste „Leerungs“-Übung: Ein paar Minuten ins Feuer schauen. Eine einfache, aber effektive Übung, um Gedanken los zu werden. Und dann geht es mit dem Malen los. Die Tuschen, MDF-Holzplatten, Acrylfarben und Pinsel warten schon freudig bereit auf meinem geliebten vier Quadratmeter großen Ateliertisch.

Wir fangen an mit dem Spiel der Tusche. Dünnflüssige Tusche auf die Holzplatten tröpfeln lassen, mit einem Schaumstoffpinsel oder der Hand oder mit der Gravitationskraft von Mutter Erde verstreichen oder sich mischen lassen. Dabei das Spiel des sich Vermischens, des Verschmelzens genießen. Letztlich ist es etwas ganz Besonderes, wenn sich die Farben miteinander vermischen, ineinander verschmelzen und sich mit dem Untergrund verbinden. Es kommt zusammen, was zusammen sein soll.

Nach dem ersten Fundament tragen wir festere Acryl-Farben auf, aber so, dass die Tuschen noch durch scheinen. Die Tuschen sind floureszierend und möchten weiter gesehen werden. Erste Ahnungen von der Magie der Kunst ergreifen unsere Seele.

Aber jetzt fängt der Kampf des Verstandes mit der Seele an. Zuerst ist es nur schleichend. Bei der Platte, die von mir vorgegeben wird, ist es noch ein-fach. Auch bei den Tuschen ist es noch ein Spiel. Es gibt lediglich drei Farben zur Auswahl. Aber jetzt bei den Acrylfarben gibt es für den Verstand mehrere Optionen. Er schaltet sich ein:

„Oder soll ich doch diese Farbe nehmen. Oder diese…“

Die Qual der Wahl. Noch nicht gewohnt an die Hingabe des Verstandes an die Seele. Es einfach fliessen lassen. Es einfach malen lassen. Nein, der Verstand will das nicht. Er will vergleichen, bewerten, analysieren, interpretieren.

Der Verstand will nicht los lassen. Zu schön sieht die Platte mit dem Hintergrund aus Tuschen aus. Warum soll ich das jetzt zerstören und mit den Acrylfarben ein Risiko eingehen. Der Verstand will das Geschaffene nicht einfach los lassen oder aufgeben. „Was, wenn es mit den Acrylfarben nicht mehr so schön ausschaut“. Solche Gedanken kommen jetzt.

Michaelas Pinsel berührt kaum die Leinwand mit dem Tuschen-Untergrund. So zögerlich ist ihre Handführung, dass die Farben keine Chancen haben, sich mit dem Untergrund zu verbinden und verschmelzen. So sieht Zögern aus. Keine Absicht, kein Intent, kein Mut.

Es ist heute zwar wie bei allen Schnupper-Wochenenden und Wochenend-Workshops bisher. An dieser Stelle herrschen immer Beurteilungen, sehr viel Unsicherheit, Ängste. Michaela zeigt heute die Konsequenz besonders intensiv: wie diese Ängste einen aktions-un-fähig machen. Enscheidungs-un-fähig. Wie eine Bremse, mit der man nichts Neues zulassen kann und man sich im Kreis dreht.

Die Angst, ein Risiko eingehen zu müssen. Die Angst und Zurückhaltung, das bereits Vorhandene zu verhunzen und sich dann nicht trauen, trotz eines Verhunzens weiter zu machen. Am liebsten jetzt aufhören und alles gut sein lassen. „Wieso kann ich es nicht so sein lassen, wie es ist?“, fühle ich als Gedankenblase in der Luft.

Es ist auch ein Konflikt zwischen mir als Lehrerin und ihr als Schülerin. Ihr Verstand will nicht weiter gehen. Aber es ist auch ein Konflikt in ihr. Etwas in ihr will sich von mir führen lassen. Sie ist hier, um etwas zu lernen.

Der Kampf des Verstandes wird intensiver bei der folgenden Aufbringung von geometrischen Formen oder floralen Mustern. Jetzt sind noch weiter reichende Entscheidungen zu treffen. Welche geometrischen Figuren oder florale Muster nehme ich? Wie ordne ich sie an? Wie groß sollen sie werden.

Das innere Konfliktpotenzial kocht. Sicherlich gibt es Gedanken wie: Warum tue ich mir das an. Warum mache ich nicht einfach einen Aquarell-Kurs? Warum soll ich der Clara vertrauen?

Die Phase des Kampfes mit dem Verstand kenne ich wie gesagt von den Schnupper-Wochenenden und den Wochenend-Workshops. Aber ob es Michaela schaffen wird, los zu lassen. Ich weiß es nicht. Ich bin mir bei ihr nicht sicher. Zu unsicher wirkt ihre Pinselführung. Zu zögerlich die Aktionen bei der Aufbringung der Formen.

Aber ich kann nichts tun. Ich kann sie nicht zwingen, los zu lassen. Der Seele zu vertrauen. Ihrem Gefühl. Wenn es nicht sein soll, dann soll es eben nicht sein. Ich beschließe, mich nicht weiter darauf zu fokussieren. Wenn es mit den Soul-Painting-Workshops nichts werden sollte, werden wir das akzeptieren müssen. Ich kann nur das Beste geben und „gut genug sein“.

Meditation und Yoga

Nach dem Abendessen setzt sich Michaela das erste Mal mit uns zum Meditieren hin. Ich habe schon im Laufe des Nachmittags eine kurze Einführung gegeben. Es geht beim Meditieren, so wie wir es praktizieren, zunächst darum, die Identifizierung mit dem Körper zu lösen und uns als Seele zu sehen. Als Seele in einem Körper sehr wohl, aber eben nicht als der Körper.

Ganz einfach. Wir setzen uns hin im Schneidersitz in unserer 130 Quadratmeter großen Meditationshalle über dem Atelier. Der Raum gehörte früher auch zur Holzmanufaktur meines Großvaters. Es ist Samstag abend, draußen ist es noch ruhiger als sonst unter der Woche und der Herbst schickt jetzt die Dämmerung jeden Tag früher. Es ist frisch, aber nicht so kalt, dass wir die Gasheizer anmachen müssten. Es gibt genug Decken für jede von uns und die nutzen wir auch.

Wir setzen uns in Zweierreihen hin. Johannes rechts neben mir in der ersten Reihe. Michaela sitzt hinter mir.

Die Aufgabe bei der Meditation ist einfach, Seele zu sein. Aber auch hier ist der Verstand im Weg. Was ist überhaupt die Seele? Das gibt es doch gar nicht? Und so weiter. Aber hier müssen wir eine Entscheidung treffen. Wollen wir dem Verstand Glauben schenken? Oder wollen wir es zumindest versuchen. Michaela nimmt die Aufgabe an.

Die Gedanken kommen. Der menschliche Geist gibt uns zuerst das wider, was am nächsten ist. Also die letzten Ereignisse von heute Nachmittag. Was im Atelier beim Malen passiert ist. Oder was als Nächstes kommt. Ins Bett gehen, morgen wieder ins Atelier. Da zeigt sich der Vorteil eines Retreats, einer All-Inclusive-Malreise. Der Geist kann sich nicht an etwas fest krallen, was zu tun ist. Denn das Bett ist bereits gemacht, das Essen wird von Johannes serviert. Es fällt leichter, „los zu lassen“. Man ist in einer anderen Umgebung als sonst. Weg von den täglichen Pflichten, Aufgaben und Rollen in unserem Leben. Der Geist ist ruhiger. Michaela ist sogar im Ausland. Noch besser.

Trotzdem kommen Gedanken. Ans Malen. An das Telefonat mit dem Ex-Mann eben erst. Aber die Gedanken werden immer mehr zu Nebelschleiern und verziehen sich langsam.

Irgendwo kommt ein Punkt, wo Gedanken ganz weg sind. Vielleicht nur ganz kurz. Dann spürt man die pure Essenz reinen Seins. Dann spüren wir, wer wir in Wirklichkeit sind. Dann spüren wir Freiheit von den Fesseln des Lebens.

Aber dieser Punkt hält oft nicht lang. Wie von einem Magnet angezogen, geht es zurück in den Geist und Verstand, in Vergangenheit und Zukunft. Wieder weg von der reinen Gegenwart im Hier und Jetzt.

Michaela stellt sich. Sie wird ab heute jeden Tag mit uns zu Abend meditieren. Morgens zur Morgenmeditation und den leichten Yoga-Übungen wird sie nicht jeden Tag kommen, aber abends immer. Das ist ein gutes Zeichen, das mich zuversichtlich stimmt.

Darüber hinaus machen wir im Atelier jeden Tag die „Leerungs“-Übungen. Wie gesagt, am ersten Tag haben wir ins Feuer geschaut. Am zweiten Tag wird Johannes mit den Beiden eine Übung machen, bei der wir all unsere Sinne beanspruchen, um im Hier und Jetzt zu sein. Wir werden einen „Mindful Walk“ in Natur machen. Wir werden eine Jahrtausende alte Übung machen, bei der wir uns barfuß mit Mutter Erde verbinden und ihr alle Negativität aus dem Körper übergeben. Wir werden Atemübungen machen.

Michaela wird jede Übung mitmachen. Aber sie wird uns nicht sagen, was in ihr vorgeht.

Am nächsten Tag, dem Sonntag, bekommen die Teilnehmerinnen Aufgaben: Übungen zum Handlettering und aus alten Zeitschriften Motive ausschnippseln für Collagen.

Michaela hat keine Lust auf Handlettering. Sie mag keinen Pinsel mehr in der Hand halten. Lieber eine Schere. Vielleicht hat sie gespürt, dass ich ihre Unsicherheit bemerkt habe. Aber heute kann sie tun, was sie will und das Schnippseln gefällt ihr.

Am Montag vormittag machen wir an dem Bild weiter, das wir am Samstag angefangen haben. Wir kleben Schicht für Schicht mehr Struktur auf das Bild. Das Bild wird immer mehr mit uns. Michaela nimmt den Kampf mit dem Verstand auf. Sie akzeptiert die getroffenen Entscheidungen. Das Bild wird immer mehr eins mit ihr. Es vermengt sich mit ihrer Seele. Jetzt kann nichts mehr passieren. Oder doch?

Zeit zum Doodeln. Wir malen mit Paint-Pens, setzen hier und da kleine Akzente. Es ist vollkommene Stille im Raum. Nur im Hintergrund die tiefentspannende Musik von Deva Premal und Miten. Jede Teilnehmerin ist in ihrer eigenen Welt. In der Gegenwart. Eine wunderschöne Atmosphäre. Einfach nur sein und dabei rum-doodeln, ohne Erwartungen, ohne Ziele, ohne Bewertungen: nichts kann schiefgehen. Das ist Freiheit in Aktion.

Für Montag nachmittag steht Sketching, also Skizzieren in der Natur auf dem Programm. Wir fahren mit dem Auto zur Kneippschen Wassertretanlage in der Nähe. Es ist so gut wie kein Mensch hier. Ich zeige den Teilnehmerinnen eine Handhaltung, mit der man dem Verstand ein Schnippchen schlagen und die Hand mehr von unserer Seele, unserer Intuition, unserem Gefühl führen lassen kann. Ich sage: „Es geht bei der Übung darum, zu skizzieren, was man fühlt. Dass zum Beispiel der Waldboden weicher ist als der Stengel. Dass der Stengel einer Blume härter ist als die Blätter selbst. Und dieses Gefühl gilt es, auf Papier zu bringen.“

Im Umkreis der plätschernden Wasseranlage stellen wir uns in den Erzgebirgischen Fichtenwald und skzizzieren, was wir sehen. Ich gehe von Teilnehmerin zu Teilnehmerin, gebe Hinweise, Kommentare und Vorschläge. Als ich zu Michaela gehe, sehe ich, wie sie mit fester Hand skizziert. Sie hält den Graphitstift wie alle anderen auch. Aber es sind fest entschlossene Striche, die sehr schnell den Umriss des zu Zeigenden erfassen.

Meine Augen weiten sich vor lauter Erstaunen und ich muss zwei Mal hinschauen. Ich kann es kaum glauben, wie die gleiche Michaela, vor zwei Tagen noch so zögerlich bei der Seelen-Collage, jetzt mit souveräner Kraft und Bestimmtheit mit einfachen geometrischen Figuren die Natur vor ihr ausdrückt. Ganz einfach, voller Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein bringt sie das Gesehene auf das Skizzierpapier. Als würde sie das schon seit vielen Jahren und Leben tun. Ich nenne sie scherzhaft und tief beeindruckt: „Mrs. Simplicity“

An diesem Nachmittag merken wir es alle: sobald sich der Verstand einschaltet, wird die Skizze „komisch“. Es gilt immer wieder, vor dem Verstand auf der Hut zu sein. Es ist ein Test unseres seelischen Willens, unserer seelischen Beständigkeit.

Am Dienstag beim Gesichter malen und am Mittwoch im Chemnitzer Gunzenhauser-Museum kristallisiert sich Michaela´s „Handschrift“ weiter heraus. Es ist eine Handschrift der kraftvollen, festen und bestimmten Striche. Mit einfachsten geometrischen Formen kommt blitzschnell Gestalt aufs Papier.

Beim Gesichter-Zeichnen machen wir zuerst farbige Hintergründe und auf diese zeichnen wir dann die Gesichter auf. Beide Teilnehmerinnnen sagen, dass so die sonst bekannte „Angst vor dem weißen Papier“ einfach weg ist. Mit einem bunten Hintergrund verschmelzen die Gesichter mit dem Hintergrund und es wird ganz einfach.

Michaela stört es nicht, dass ein Auge größer ist als das andere. Sie kann jetzt die Gesichter so lieben, akzeptieren, sein lassen, wie sie halt aufs Papier kommen. Sie erfreut sich mit uns allen daran. Alles ist gut wie es ist. Kein Vergleichen mehr, kein Bewerten mehr. Sie taucht ein in ihr eigenes Zutrauen.

Auch Michaela akzeptiert nun Fehler bzw. „Happy Accidents“ eher als herzlich willkommene Gäste denn als Störenfriede. Ein gutes Zeichen. Die Alles akzeptierende Seele hat Kraft gewonnen. Das ist Soul-Painting. Der Bann scheint gebrochen.

Beim Skizzieren im Gunzenhauser-Museum skizziert Michaela ein Werk von Otto Dix nach. „Platanen und drei Schwäne“ oder so ähnlich ist der Titel. Wieder macht sie einfach nur ein paar ihrer kraftvollen, bestimmten, einfachen Striche. Das Ergebnis ist eine Skizze, mit der ich am liebsten eine Farbstudie machen würde. Es würde ein eigenständiges Kunstwerk abgeben.

 

Im Museum erzählt uns Michaela eine Geschichte:

„Ich war vor vielen Jahren auch mal bei einer Malreise. Da habe ich Berge gemalt. Die waren so seltsam, dass mein Vater mich danach gefragt hat, wo es denn solche Berge gibt. Ich habe ihm damals geantwortet: in Österreich.

Und hier im Museum sind die gleichen Berge, die ich damals selbst gemalt habe… hier diese Berge von Jawlenski.“

Michaela skizziert die Berge von Jawlenski nach und etwas löst sich in ihr. Von ihr. Etwas fällt von ihr ab und völlig befreit genießt sie am Nachmittag den Ausflug zur Burg Hnevin mit dem einzigartigen Ausblick auf das nordböhmische „Becken“-Tal.

Donnerstag, 14. September 2017, Fünfter Tag der Malreise

Zurück im Atelier. Es ist heute noch stiller als vorgestern. Niemand spricht ein Wort. Wahrscheinlich denkt auch niemand mehr etwas. Nur im Hintergrund spielt leise, sanfte Musik. Jede von uns ist in das eigene Tun vertieft.

Michaela blickt nur noch auf die Schnippsel vor ihr. Sie wendet ihren Blick weder zu mir noch der anderen Teilnehmerin. Christiane spricht sie an: „Michaela, kannst du mir mal den Pinsel geben?“ Aber Michaela reagiert nicht. Christiane wiederholt: „Michaela, hallo… bist Du noch da, Du Liebe?“ Und Michaela reagiert immer noch nicht. Sie ist in ihrem Bild verschwunden. Total aufgegangen. Erst als Christiane weiter macht… Michaela… kommt sie aus ihrer Trance heraus und schaut Christiane verstört an, als sei sie von einem Schlaf aufgewacht. Christiane entschuldigt sich bei ihr… Ich wollte Dich nicht stören, bitte entschuldige… ich wollte nur den Pinsel…

Ich bin glücklich. Das ist es, was Soul-Painting ausmacht. In einen gedankenlosen Zustand kommen und voller Zufriedenheit an einem Bild malen. Der Zustand, den Michaela genießen kann, ist schon sehr besonders tief. In diesem Zustand gibt es keine Gedanken. Man lässt einfach die Seele die Hand führen, man überlegt nicht, ob das schön sein könnte, was da gerade gemalt wird. Ob es einem gefällt. Und das Geniale dabei ist: genau in diesem Zustand entstehen die besten Werke, die man ohne Einschränkungen liebt.

Beim Mittagessen sagt Michaela: „Ich war total weg. Ich weiß nicht wo ich war.“ Johannes ist begeistert. Mit euphorischer Stimme ruft er: „Das ist ja wunderbar!“ Die Freude ist ihm ins ganze Gesicht geschrieben und ich kann seine Freude in meinem Bauch spüren. Es ist uns beiden klar, dass der erste 7 Tage Soul-Painting-Workshop hiermit ein Erfolg ist. Ganze Bibliotheken stehen voll darüber, wie man in einen gedankenlosen Zustand kommt. Wie man los lassen lernen soll. Wie man die Vergangenheit los lässt. Und Michaela erlebt diesen Zustand heute am fünften Tag im Soul-Painting-Atelier. Das ist die Essenz von Soul-Painting! Malen mit der Seele par excellence!

 

Die restliche Zeit steht noch Mono-Printing auf dem Programm und ein paar Bilder sind noch fertig zu machen. Natürlich würde Michaela jetzt gerne länger in diesem Zustand bleiben. Es ist pure Glückseligkeit. Aber es kann nicht das Ziel sein, in meinem Soul-Painting-Atelier zu bleiben. Mein Ziel ist, dass die TeilnehmerInnen auch etwas mit nach Hause nehmen. Daher auch die Anregung mit dem Art-Journaling.

Samstag und Sonntag, 16./17. September 2017 (Abreisetage)

Wir sind alle happy, zufrieden nach diesen kreativen Tagen im Atelier. Aber wir sind auch traurig, dass wir nach dieser Woche auseinander gehen müssen. Christiana und Michaela waren beide sehr angenehme Gäste, die jederzeit gerne wieder kommen dürfen. Sehr unkompliziert beide, liebenswert und Neuem gegenüber aufgeschlossen.

Der Zug von Christiana Richtung Hof kommt nach Plan um 12:45 Uhr in Freiberg an und danach erfüllen wir Michaelas Wunsch und fahren ins Spielzeugdorf. Und wir fahren noch ins Cafe und genießen im herrlichen Wintergarten die Herbstsonne und einen leckeren Cappuccino und Streuselkuchen.

Zurück zu Hause stellt Johannes noch Essen für Michaela bereit. Er hält sein Versprechen auch am letzten Tag.

Am Sonntag noch ein letztes, entspanntes Frühstück mit Michaela und spontan entschließt sie sich, ein Original-Bild aus dem Atelier mit zu nehmen. Um halb Elf fährt sie in ihrem weißen Alfa Romeo zurück Richtung Heimat und schickt uns um 19:11 Uhr eine WhatsApp Nachricht:

„Hallo Ihr zwei Lieben. Also jetzt bin ich zu Hause. Es hat doch noch ein bisschen länger gedauert… Ich wollte mich nochmals herzlich bedanken und wünsche Euch eine gute Zeit und ich schreib dann nochmal was. Also Tschüüüühüüüsss…“

Damit geht unser erster 7 Tage Soul-Painting Workshop zu Ende. Es waren liebevolle Seelen im Atelier. Es hat sich von Tag zu Tag immer mehr Vertrauen in die Fähigkeiten und die Führung der Seele entwickelt. Seelen haben einen Sieg über den Verstand davon getragen und hoffentlich mit nach Hause genommen. Es war in dieser und jeder anderen Hinsicht ein wunderbarer Erfolg und Johannes und ich sind glücklich. Und jetzt ist es auch mir klar: die „Rechnung ist aufgegangen“ und ich freue mich auf viele weitere wunderbare Soul-Painting-Workshops in der Zukunft.

* Die Vornamen wurden ohne Minderung des sonstigen Informationsgehalts abgeändert

 

Alles Liebe,

 

 

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Clara Morgenthau - Visionärin

...und dann fand ich im August 2014 im Alter von 48Jahren meine Berufung, meine Bestimmung.
Sie ist unauflöslich mit
Soul-Painting verbunden. 

elephant1

Deine unvergesslichen Momente finden statt, wenn der spielerische Geschmack von Kunst Dein Herz und Deine Seele umspült...

Male hier mit mir einen Abdruck Deiner Seele...

elephant2

Wenn Du alles um Dich herum vergisst, Die Zeit wie im Flug vergeht und um Dich herum alles heiter und schön ist kann es sein, dass Du gerade Soul-Painting machst...

 Hier kannst Du sehen, was TeilnehmerInnen über meine Workshops sagen .... 

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Wir Menschen sind den Blumen so ähnlich.
Wir sind alle Unikate. Einzigartig und schön...

In meinem Garten der Hingabe habe ich Samen gesät und Blumen sind daraus gewachsen. Du kannst sie hier pflücken und mit nehmen... 

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In der Natur oder an Plätzen, die mit positiver Energie aufgeladen sind kannst Du sie sehen und staunen: Orbs...

Mit meinen Orbs kannst Du meditieren. Sie haben gute und positive Energien. Hier sind noch mehr...

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"Peace is inside"...wenn wir uns auf die innere Reise begeben merken wir, dass Frieden bei uns selbst anfängt...

Ich wünsche mir, dass Du in Deinem Inneren Frieden und Freude erfährst. Hier kannst Du noch mehr davon sehen...sind noch mehr...

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Deine Seele flüstert leise: "Folge mir" und Du  fühlst Dich gut und behütet...

 

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