Ein Tag auf der Documenta fifteen in Kassel
Gestern machte ich mich also auf, einen Tag auf der Documenta zu verbringen. Ich fuhr ziemlich unbedarft dort hin, hatte mich weder großartig eingelesen, aber zuvor halt schon in der Presse die negativ Nachrichten bezüglich der diesjährigen Documenta mitbekommen. Da ich gerne selbst fühlen wollte, ob mir diese Documenta gefällt und ich sie vielleicht sogar an mehreren Tagen besuchen wollte, beschloss ich, mir selber ein Bild zu machen.
Wo hin, was möchte ich „sehen“?
Mir war klar: Ich möchte Bilder sehen. Denn das ist, was mich inspiriert, was mich motiviert und mich glücklich macht. Wo gibt es also Bilderausstellungen auf diesem riesigen Gelände? Im Hallenbad Ost, im Fredericianum, in den Grimm Welten und der Documenta Halle. Der Start wird im ruru-Haus empfohlen.
Der Rundgang Hallenbad Ost
Der wohl wärmste Tag ist gerade ausgerechnet heute mit 38 Grad im Schatten. Ich fange gegen 11 Uhr im Hallenbad Ost an. Es sind viele Bilder hier. Bilder, die mich an die 1970ger Jahre hier in Deutschland erinnern. Geprägt von „Kampfgeist“ und „Solidarität“. Die vielen Wimmelbilder sind teilweise bunt und auch in schwarz weiß gehalten. Und genauso viel Lesestoff gibt es auch. Gastland ist Indonesien und manchmal ist es sprachlich eine Herausforderung.
Ich gehe also wie beim „Soul-Painting“ und wie im meinem Leben eher auf Intuition als auf Intellekt. Daher fühle ich mich mehr in die Bilder rein und lese dafür weniger an Informationen.
Was mich berührt sind die Gesichter von Frauen, die versorgen, die ihre Babys aufziehen, Bilder von Menschen, die nahe mit der Natur sind und daraus ihre Kraft schöpfen und Menschen, die mit einer höheren Kraft verbunden sind. Aber diese Bilder sind hier rar gesät.
Fredericianum
Im Fredericianum ziehen mich vier Bilder an, die aus Stoff genäht sind. Sie erzählen einfache Geschichten über das Leben von fahrenden Völkern. Frauen, die ihre Kinder auf den Rücken tragen, die Feuer machen, die Männer, die Karten spielen.
Ein Film der Gruppe Project ART WORKS berührt mich sehr. Er zeigt, wie Menschen bei der Berührung mit Farbe reagieren und eine Tür zu ihrem Inneren öffnet. Wie sie dadurch mit sich sind, in Frieden und Wohlgefühl. Genau das, was ich fühle, was Menschen brauchen, um sich wieder an sich selbst anzunähern. Das, wofür ich „brenne“. Und ich merkte bei diesem Film, dass ich mit „Soul-Painting“ genau auf der richtigen Spur bin.
Fazit
Das Gefühlte bei den Bilderausstellungen dieser Documenta war, dass hier „Ungerechtigkeit“ ist, die durch „Kampf“ zu „Gerechtigkeit“ führen möge. Ob dies jemals gelingen kann, ist ein Gedanke, der mir mehrmals an diesem Tag kommt.
Ich habe mich gefragt, wie es bei mir ist, wenn ich mit mir oder etwas im Außen in „Widerstand“ bin. Da merke ich in mir, dass ich nicht offen sein kann, keine Begegnung möglich ist, kein zuhören, dass ich mich nicht auf etwas einlassen kann und dass ich mich im Mangel befinde. Nicht mehr sehen kann, was ich alles von Mutter Natur oder dem Leben geschenkt bekommen habe.
Was ich toll finde ist die Tatsache, dass es überall auch etwas „GUTES“ gibt. Es kommt immer auf den Blickwinkel an…
Ich hoffe, ihr habt alle Zeit, euch euer eigenes Bild von der Documenta in Kassel zu machen. Sie endet am 25. September 2022.